Süddeutsche Zeitung vom 15.07.2002  

Der Soziologe Norbert Elias, zeitlebens selbst ein Außenseiter seines Fachs, hat von 1962 bis 1965 mit seinem Kollegen John L. Scotson eine empirische Untersuchung durchgeführt, bei der er in einem Vorort von Leicester das Verhältnis von lange Ortsansässigen und später Zugereisten unter die Lupe nahm. Das Ergebnis war so eindeutig wie für Elias unerfreulich: Nach diesem einen Kriterium teilte sich die Gemeinschaft in zwei Hälften - und nicht nur gab es für die Außenseiter keine Chance, in die Gruppe der Etablierten einzudringen, sie fügten sich auch in ihr Schicksal. Die Studie lebt, so der Rezensent Wolf Lepenies, von der "dichten Beschreibung des Alltags" der Bewohner des Ortes und ist ein eindrückliches Beispiel für die Tauglichkeit von Elias' "Figurationssoziologie". Zudem wirke sie wie eine Illustration einer Kafka-Parabel zum Außenseitertum, die Lepenies zuletzt, in voller Länge und kommentarlos, zitiert.

Quelle: www.perlentaucher.de