Die "Symboltheorie" des Autors liegt mit der vorliegenden Ausgabe erstmals in deutscher Übersetzung vor. Sie entwirft eine empirisch interdisziplinäre Wissenschaft, die Erkenntnisse der Evolutionsbiologie mit solchen der Linguistik und der Soziologie menschlicher Wissensentwicklung verknüpft. Das empirische Studium der gesellschaftlichen Verwendung von Symbolen als Kommunikations- und Orientierungsmittel soll an die Stelle einer unfruchtbaren Spekulation treten, die in Dualismen wie Natur - Kultur, Subjekt - Objekt oder Idealismus - Materialismus verharrt. Der Umgang mit empirischen Belegen setzt nach Meinung des Autors mehrdimensionale Modelle voraus. Die Schwierigkeit besteht darin, dass Gesellschaftswissenschaftler und insbesondere Soziologen immer noch Gefangene einer philosophischen Wissenschaftstheorie sind, die von Descartes ausging und sich in diesem frühen Stadium an der Physik orientierte. Auf dieser Stufe bestand kein Bedarf an theoretischen vieldimensionalen Modellen. Eine Einführung in die Symboltheorie ist jedoch nicht der Ort zur Untersuchung der großen Vielfalt an Wegen, auf die uns die menschliche Fähigkeit zur symbolischen Repräsentation führt. Das der Symboltheorie zugrunde liegende empirische Gesichtsfeld ist weiter gefasst und die Ebene der theoretischen Synthese ist entsprechend höher als in sonstigen historischen, soziologischen und anderen gesellschaftswissenschaftlichen Untersuchungen. Eine Erweiterung des Blickfeldes, die der Symboltheorie zugrunde liegt, betrifft vor allem die Ausweitung des Bezugsrahmens in die Vergangenheit hinein. Betont wird somit die Einzigartigkeit der einzigen lebenden Wesen, die sich mittels einer Sprache verständigen und sich als Angehörige spezifischer Wissenstraditionen orientieren. (ICI2)

Quelle: SOLIS (c) IZ Sozialwissenschaften, Bonn