Der Verfasser geht davon aus, daß das, was wir Zeit nennen, weder eine apriorische Gegebenheit der Menschennatur im Sinne Kants noch eine immanente Eigentümlichkeit der nicht-menschlichen Natur ist, sondern daß die Zeit eine menschliche Syntheseleistung darstellt, die nur im Zusammenhang mit bestimmten sozialen Entwicklungen zu verstehen ist. Mit dem Zeitbegriff stellen die Menschen eine Beziehung zwischen zwei oder mehreren Geschehensabläufen her. Dieser Prozeß vollzieht sich in den historischen Gesellschaftssystemen jeweils unterschiedlich. Das heutige Zeitverständnis wird von Elias durch seinen kontinuierlichen Charakter bestimmt. Der kontinuierliche Zeitdruck, unter dem die industriellen Gesellschaften stehen, wird als Aspekt eines definierbaren Zivilisationskanons gesehen, der schon sehr tief in der Persönlichkeitsstruktur verankert ist. Insgesamt wird Zeit als historisch-soziales Phänomen betrachtet. (HA)

Quelle: SOLIS (c) IZ Sozialwissenschaften, Bonn